Punkt H-4: Die Behauptung, Atta wäre zum fanatisch religiösen Muslim
Punkt H-4: geworden

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Einleitung

Wie im vorigen Punkt („Die Behauptung, dass die Flugzeugentführer strenggläubige Muslime waren“) gezeigt, wurden die angeblichen Entführer – besonders Mohamed Atta, von dem behauptet wird, er sei in Deutschland zum religiösen Fanatiker geworden [1] – ihrer Beschreibung durch die 9/11-Kommission als strenggläubige Muslime alles andere als gerecht. Dieser Punkt versucht zu erklären, wie Mohamed Atta in Deutschland als sehr gläubig erscheinen konnte, obwohl Mohamed Attas Verhalten in den USA nahe legt, dass er das keineswegs war.

Die offizielle Darstellung

Die 9/11-Flüge wurden von strenggläubigen Muslimen entführt, die bereit waren, ihr Leben dafür zu opfern. In den Worten des 9/11-Kommissionsberichts waren die Entführer zu einem „Kader von ausgebildeten Agenten, die zu sterben bereit waren“ geworden. [2] Der Bericht behauptet weiters, dass Mohamed Atta, der als Anführer bezeichnet wird, bis 1998 sehr religiös und sogar „fanatisch religiös“ geworden war. [3]

Die „Besten Beweise

Neben den im Punkt H-3 erwähnten Medienberichten, die nahe legen, dass die Entführer im Allgemeinen nicht wirklich gläubige Muslime waren, gab es viele Berichte speziell über Atta.

So berichtete z. B. eine Zeitung in Venice, Florida, dass Atta mehrere Monate lang dort gelebt hätte. Der Enthüllungsjournalist Daniel Hopsicker fuhr nach Venice, wo er in Erfahrung brachte, dass Atta und eine junge Frau namens Amanda Keller zusammen mit ein paar anderen Leuten auf einem Trip nach Key West schwer getrunken und Kokain konsumiert hatten. [4]

Das nächste Beispiel ist eine der am besten bekannten Geschichten über Attas un-muslimisches Benehmen. Sie spielt in einem Restaurant namens „Shuckums“ in Hollywood, Florida. Eine Zeitung in Florida berichtete, dass zwei der Entführer „am Wochenende vor [9/11] in einem Fischlokal in Hollywood Stolichnaya [Vodka] und Cuba-Libre in sich hineinschütteten.“ [5] Laut dem Manager des Restaurants „war dieser Kerl Mohamed betrunken [und] er sprach undeutlich“. [6] Dem Barkeeper zufolge waren Atta und seine Kumpane „zugedröhnt“[7]

Ein dritter Bericht hält fest:

In Florida gaben mehrere der Entführer – darunter der angebliche Anführer Mohamed Atta – je 200 bis 300 $ für Lapdancer im Striplokal „Pink Pony“ [in Daytona Beach, FL] aus. [8]

Bei der ersten Anhörung der 9/11-Kommission (31.3. – 1.4.2003) fragte ein Journalist Kommissionsmitglied Richard Ben-Veniste: „Wenn Atta einer Gruppe fundamentalistischer Muslime angehörte, warum schnupfte er dann Kokain und besuchte Striplokale?“ Ben-Veniste antwortete: „Das ist eine verdammt gute Frage.“ [9] Aber es war eine Frage, mit der sich die 9/11-Kommission nie beschäftigte.

Wie könnte das Verhalten Attas, wie es in der Presse beschrieben wurde, mit seiner Darstellung als strenggläubig in Einklang gebracht werden? Die zwei unterschiedlichen Beschreibungen Attas wären damit zu erklären, dass der als Mohamed Atta bekannt gewordene Mann nicht der ursprüngliche Mohamed Atta war. Es gibt gute Beweise dafür, dass dies tatsächlich der Fall war.

Zwei Attas?

Ein junger Ägypter, dessen vollständiger Name Mohamed Mohamed el-Amir Awad el-Sayed Atta lautete, studierte in den 1990ern Stadtplanung an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Wie der Forscher [9a] Elias Davidsson berichtete, „kannten ihn seine Freunde in Hamburg als Mohamed el-Amir, nicht als Mohamed Atta.“ [10]

Tatsächlich sagte auch Professor Dittmar Machule, Mohamed el-Amir’s Dissertationsbetreuer: „Der Name Mohamed Atta war mir vor dem 11. September nicht bekannt.“

Weiters meinte Professor Machule, sein Student sei „sehr religiös“ gewesen, hätte regelmäßig gebetet und niemals Alkohol angerührt. „Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen“, sagte der Professor, „dass der Mohamed El-Amir, den ich kenne, nie Alkohol trinken oder auch nur kosten würde.“ In krassem Gegensatz zu dem in den USA als Mohamed Atta bekannten Mann gab der dem Professor bekannte Student nicht einmal einer Frau, der er vorgestellt wurde, die Hand. [11]

Ein deutscher Städteplaner namens Ralph Bodenstein, der 1995 mit Mohamed zusammenarbeitete, um Verkehrsmuster in der Altstadt Kairos zu untersuchen, sagte: „[E]r war sehr religiös. Er ließ sich den Bart wachsen und war gerade von einem kleinen Hadsch (Pilgerreise) zurück. Er betete fünfmal täglich. Andererseits war er voll von Idealismus und ein Humanist. Er interessierte sich sehr für Sozialarbeit.“ [12]

Der Architekt Volker Hauth, der Mohamed el-Amir kannte, als der in Hamburg studierte, und der mit ihm den Mittleren Osten bereiste, sagte: „Unsere religiösen Überzeugungen – seine muslimische und meine protestantische – verbanden uns. In Deutschland gab es damals viele nicht-religiöse Studenten aus Ostdeutschland, und das war für Mohamed ein Problem.“ [13]

Nicht nur wurde Mohamed el-Amir als streng religiös beschrieben, während Berichten zufolge das Benehmen des in den USA als Mohamed Atta bekannten Mannes dem widersprach, sondern es wurden auch oft völlig verschiedene Adjektive verwendet, um die Charakterzüge der beiden Männer zu beschreiben.

Laut Elias Davidsson wurde Mohamed el-Amir oft als „zurückhaltend, introvertiert, höflich, intelligent [und] sehr nett“ beschrieben:

Professor Machule sagte z. B., dass Mohamed „ein sehr netter junger Mann war, höflich, sehr religiös, und mit hoch entwickelter Denkfähigkeit, geistesgegenwärtig und aufmerksam.“ [14]

Abdullah Bozkurt, ein Händler, der el-Amir von einem Hamburger Automarkt her kannte, den sie beide benutzten, sagte: „Er machte einen total freundlichen Eindruck. Er kam leicht mit jedem ins Gespräch, lächelte immer und war nie übler Laune.“ [15]

Bechir Bejaoui, der mit el-Amir befreundet gewesen war, gab in einer eidesstattlichen Aussage gegenüber dem Bundeskriminalamt in Hamburg an, el-Amir sei „freundlich, angenehm und sanft gewesen … feinfühlig und vernünftig. … Er war niemals aggressiv. Er war, wie gesagt, immer feinfühlig und entspannt und freundlich.“ [16]

Andererseits, so Davidsson, „beschrieben jene“, die irgendetwas über den Charakter des in den USA als Mohamed Atta bekannten Mannes aussagten, „ihn als unangenehm, arrogant und unausstehlich.“

Rudy Dekkers, Präsident der Flugschule Huffman Aviation in Venice, Florida, die Atta besuchte, sagte, Atta „war sehr arrogant. … [E]r hatte eine unangenehme Art, und wir mochten ihn einfach nicht.“ [17]

Zusammen mit einem Mann, der sich als Marwan al-Shehhi vorstellte, bewarb Atta sich auch um Aufnahme bei Jones Aviation in Sarasota, Florida. „Nach Angabe des Fluglehrers bei Jones“, so der 9/11-Kommissionsbericht, „waren die beiden aggressiv und grob und stritten sogar manchmal mit ihm, um die Kontrolle zu übernehmen.“ [18]

Gary Jones, der Vizepräsident von Jones Aviation, sagte: „Wir sagten ihnen, wir würden sie nicht weiter unterrichten. … Erstens, weil sie nicht Englisch sprachen, und zweitens, weil sie eine schlechte Einstellung hatten.“ [19]

Darüber hinaus lag der Gegensatz nicht nur im Benehmen, sondern auch in der Statur der beiden Männer. Der amerikanische Atta wurde als 1,73 m und manchmal als 1,78 m groß beschrieben. [20] Im Gegensatz dazu sagte Professor Machule über seinen ehemaligen Studenten, dieser sei „nicht der Typ eines Leibwächters“, sondern „eher ein mädchenhaft aussehender Typ“ gewesen, [21] und er beschrieb ihn als „sehr klein“ und nur etwa „1,62 m“ groß.

Fazit

Verteidiger der offiziellen Darstellung könnten behaupten, dass radikale Transformationen vorkommen können. Dass aber ein junger Mann, der Alkohol nicht einmal anrührte, sich in einen Mann verwandelt, der Kokain konsumiert und sich regelmäßig betrinkt; dass ein junger Mann, der Frauen nicht einmal die Hand gibt, sich zu einem wandelt, der mit Stripperinnen und Prostituierten herumhängt; und dass ein junger Mann, der als höflich und außerordentlich nett beschrieben wird, zu einem wird, der als arrogant, aggressiv und grob bezeichnet wird, scheint schon ziemlich unwahrscheinlich. Besonders unglaubwürdig ist es jedoch, dass ein junger Mann, den sein Professor als sehr klein, nur ca. 1,62 m groß, beschreibt, ein paar Jahre später als 1,73 m und 1,78 m groß beschrieben werden könnte.

Da scheint es doch wesentlich wahrscheinlicher, dass – wenn wir davon ausgehen, dass die 9/11-Flüge tatsächlich von Muslimen entführt wurden – das Bild ihres „Anführers“ einen wirklich gläubigen jungen Mann aus Ägypten mit Namen Mohamed Mohamed el-Amir Awad el-Sayed Atta nachzeichnete, dem die 9/11-Kommission die Bekehrung zu religiösem Fanatismus hinzufügte. Die Kommission ignorierte dann alle Berichte über das Benehmen des amerikanischen Mohamed Atta, die nicht zu dem Bild des strenggläubigen Muslims passten.

Dieser Konsenspunkt vermag zu erklären, warum der den US-Amerikanern als Mohamed Atta bekannte Mann sich etlichen Berichten zufolge so gar nicht wie ein gläubiger Muslim benahm, während der Mohamed Mohamed el-Amir Awad el-Sayed Atta, der in Hamburg studierte, ein wirklich gläubiger Muslim war. Dieser Punkt bestärkt auch die Schlussfolgerung des vorigen Punktes, dass die Behauptungen über Atta und die anderen angeblichen Entführer nicht als Vorwand für einen Krieg gegen den Islam hätten verwendet werden dürfen.

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Quellenangaben für Punkt H-4

Ibid., S. 154 (pdf: 171).
Ibid. Auf S. 160 (pdf: 177) heißt es: „Als Atta nach Deutschland kam, erschien er zwar religiös, aber nicht fanatisch. Dies sollte sich ändern … “
Daniel Hopsicker: „The Secret World of Mohamed Atta: An Interview With Atta’s American Girlfriend [etwa: Die geheime Welt des Mohamed Atta: Ein Interview mit Attas amerikanischer Freundin]“, InformationLiberation, 20 August 2006.
Jody A. Benjamin: „Suspects’ Actions Don’t Add Up [Die Handlungen der Verdächtigen ergeben keinen Sinn]“, South Florida Sun-Sentinel, 16. September 2001.
Ken Thomas: „Feds Investigating Possible Terrorist-Attack Links in Florida [Das FBI untersucht mögliche Verbindungen zu den Terror-Angriffen in Florida]“, Associated Press, 12. September 2001.
Barry Klein et al.: „FBI Seizes Records of Students at Flight Schools [FBI beschlagnahmt Aufzeichnungen über die Studenten von Flugschulen]“, St. Petersburg Times, 13. September 2001.
David Wedge: „Terrorists Partied with Hooker at Hub-Area Hotel [Terroristen feierten mit Nutte im Hub-Area Hotel]“, Boston Herald, 10. Oktober 2001.
Sander Hicks: „No Easy Answer: Heroin, Al Qaeda and the Florida Flight School [Keine einfache Antwort: Heroin, al-Qaida und die Flugschule in Florida]“, Long Island Press, 26. Februar 2004.
Elias Davidsson: „The Atta Mystery: Double Agent or Multiple Attas? [Das Atta-Rätsel: Doppelagent oder mehrere Attas?]“, Aldeilis.net, 5. Oktober 2011.
Professor Dittmar Machule“, Interview von Liz Jackson, A Mission to Die For, Four Corners, 18. Oktober 2001.
Carol J. Williams et al.: „Mainly, They Just Waited [Hauptsächlich warteten sie nur]“, Los Angeles Times, 27. September 2001.
Peter Finn: „Suspects Used German Rental As Headquarters [Verdächtige verwendeten deutsche Mietwohnung als Hauptquartier]“ (archive copy), Washington Post, 15 September 2001.
Bundeskriminalamt, Zeugenvernehmung von Bejaoui, Bechir, Hamburg, 5.10.2001.
Interview von Quentin McDermott mit Rudy Dekkers, ABC Australia, 21. Oktober 2001.
The 9/11 Commission Report, S. 224 (pdf: 241).
Stephen J. Hedges und Jeff Zeleny: „Hijacker Eluded Security Net [Entführer unterlief die Überwachungsmaßnahmen]“, Chicago Tribune, 16. September 2001.
Elaine Allen-Emrich und Jann Baty: „Hunt for Terrorists Reaches North Port [Die Jagd auf Terroristen erreicht North Port]“, Charlotte Sun, 14. September 2001.
Professor Dittmar Machule“, Interview von Liz Jackson, A Mission to Die For, Four Corners, 18. Oktober 2001.

 

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